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Feature: 3 weitere Dinge, die Sie über Breitling wissen müssen

Dies ist ein weiterer Artikel in unserer Reihe „Im Fokus“, in der wir uns sechs der weltweit beliebtesten Marken im Laufe von sechs Wochen genauer ansehen – angefangen mit Breitling. Neben Videos gibt es großartige Artikel hier auf watchfinder.com sowie auch Unterhaltsames auf unserem Instagram-Kanal. In der Zwischenzeit finden Sie hier drei weitere Dinge, die Sie über Breitling bisher nicht wussten.

Breitling gab es erst 40 Jahre nach seiner Gründung

Heutzutage ist die Marke genauso wichtig wie das eigentliche Produkt – wenn nicht sogar wichtiger. Wie oft haben Sie von einer unglaublichen Erfindung gehört, die mit keinerlei Marke verknüpft war? Nun, genau das ist der Punkt: Es kommt nicht vor. Ohne Marke, ohne Ethos ist eine Erfindung ansonsten nur eine weitere stille Idee, die in Vergessenheit gerät. Im heutigen Wettbewerb um Ihre – ja, Ihre – Aufmerksamkeit geht es einfach nicht ohne Marke. Es ist ein überfüllter Raum, in dem um das kostbarste Gut gekämpft wird: Zeit.

Das war nicht immer so. Im 19. Jahrhundert, als Breitling gegründet wurde, war alles ein bisschen langsamer. Zu den größten Erfindungen der damaligen Zeit gehörten die Briefmarke, die Schreibmaschine und das Fahrrad. Es dauerte fast ein halbes Jahrhundert, bis jemand herausfand, wie man dieses Fahrrad mit einem Motor versehen konnte.

Ein geringeres Tempo bedeutete eine andere Herangehensweise an die Fertigung. Die Marke war einfach nicht entscheidend. Stellte man als Unternehmen etwas her, was die Leute haben wollten, erstreckte sich der eigene Vertrieb wahrscheinlich über ein paar Städte und der nächste Konkurrent war der alte Johannes drei Straßen weiter. Der alte Johannes hat seine Zeit aber hinter sich und seine Erfindung ist nicht annähernd so gut.

Es gab keine Verweilzeiten und Klickraten; allenfalls konnte man die örtliche Handelsmesse besuchen – natürlich mit einem besseren Stand als der alte Johannes – und Händler kamen vorbei, um hier und da einiges zu bestellen, wodurch man sich bis zur nächsten Messe über Wasser halten konnte. Aus diesem Grunde wiesen Breitling-Uhren – und tatsächlich auch viele andere Uhren der damaligen Zeit – keine Marke auf.

Da wir so sehr auf Marken konditioniert sind, ist es beinahe schwer vorstellbar, aber auf einer Breitling-Uhr stand schlichtweg nirgendwo „Breitling“ – erst recht nicht auf dem Zifferblatt. Sie zierte womöglich eine Modellbezeichnung oder gar der Name des Kunden, aber nicht die Marke. Erst in den 1920ern, mehr als dreißig Jahre nach der Gründung, tauchte der klangvolle Name Breitling schließlich auf. Woher wusste man also, dass die Uhr, die man kaufte, eine Breitling war? Daher, dass man sie wahrscheinlich von Herrn Breitling selbst erwarb – solange man sie nicht beim alten Johannes kaufte.

Breitling SuperQuartz ist wirklich unglaublich

Zum zweiten Mal geriet Breitling während der sogenannten Quarzkrise in eine gewisse finanzielle Notlage. Es ist eine uralte Geschichte: Genau wie der Plattenspieler, die Kassette, die CD und die MiniDisc war die Schweizer Ankerhemmung nach über zwei Jahrhunderten treuer Dienste am Ende. Kein weiterer Tag mehr bis zum Ruhestand, kein Füller als Andenken, keine Ausstandsfeier – es ging schnell, es war brutal und die Schweizer Uhrmacherei lag vollständig in Trümmern.

In nur einem Jahrzehnt schrumpfte eine jahrhundertealte Branche um zwei Drittel. Die überlebenden Marken bemühten sich darum, sich in einem drastisch veränderten Markt neu zu erfinden. Eine ganze Nation schwenkte in ein neues Zeitalter ein – einige Teile erfolgreich, andere nicht.

Man könnte meinen, Breitling sei eine dieser Erfolgsgeschichten gewesen, da es noch heute existiert, doch so war es nicht. Im Jahr 1978 war Willy Breitling krank, das Unternehmen war pleitegegangen, man hatte Personal entlassen und für immer die Pforten geschlossen. Zumindest wäre es für immer gewesen, hätte nicht ein gewisser Ernest Schneider den Kauf seines Lebens getätigt. Als Uhrenliebhaber und Flieger, der sein Geld – ironischerweise – mit Mikroelektronik verdient hatte, konnte es Schneider nicht ertragen, sein geliebtes Breitling für immer verschwinden zu sehen. 1979 erwarb er die Rechte am Namen Breitling. Einen Monat später starb Willy Breitling.

Zu diesem Zeitpunkt wäre es vergeblich gewesen, Breitling weiterhin als Hersteller mechanischer Uhren voranzutreiben, weshalb Schneider einen anderen Kurs einschlug und das Erbe der Luftfahrtinstrumente in ein neues Quarz-Zeitalter führte. Auch wenn dies kaum der strahlendste Augenblick der Marke war, handelte es sich doch um eine Notwendigkeit, die sie am Leben hielt – aber auch einen Nebeneffekt hatte.

Das Breitling-SuperQuartz-Uhrwerk wurde 2001 vorgestellt und zeigte einen entscheidenden nächsten Schritt im Streben nach Genauigkeit auf. Unabhängige Chronometer-Zertifizierung findet sich nur bei fünf Prozent der Schweizer Uhren und nicht bei Quarz – mit Ausnahme von SuperQuartz. Während sich ein Standard-Quarzuhrwerk nach den Schwingungen richtet, die entstehen, wenn ein Strom durch einen Quarzkristall geleitet wird, und je nach Temperatur abweichen, ist der SuperQuartz weitaus intelligenter.

Verbaut sind ein zu schnell schwingender Quarzkristall und ein Thermometer, das die Umgebungstemperatur misst. Ändert sich die Temperatur, weiß der eingebaute Schaltkreis, dass er einige der Schwingungen des Kristalls ignorieren muss, und passt sich so an die wechselnde Umgebung an. Dafür sind 8000 Komponenten erforderlich – dreimal so viele wie bei einem Standard-Quarz – und das Ergebnis ist eine Genauigkeit von fünfzehn Sekunden pro Jahr.

Breitling besaß neun Kampfjets

Breitling brauchte einige Zeit, um sich der Luftfahrt zu verschreiben, doch mit dem Erfolg des Navitimers in den 1950ern wurde klar, dass eine Beziehung zum Himmel die Bestimmung des Uhrenherstellers war. Nachdem man im Zweiten Weltkrieg nicht nur Piloten der Royal Air Force mit Uhren, sondern auch deren Flugzeuge mit Instrumenten ausgestattet hatte, war dieses Schicksal von Anfang an besiegelt.

Uhren waren jedoch nicht das einzige Fliegerinstrument im Arsenal von Breitling. 2003 zeigte das Unternehmen ein recht unerwartetes Engagement für die Luftfahrt, indem man tatsächlich ein eigenes Flugzeug erwarb. Besser gesagt: nicht ein Flugzeug, sondern einige Flugzeuge. Vier, um genau zu sein. Und es waren nicht irgendwelche alten Flugzeuge, sondern vier L-39-Albatros-Kampfjets. Die L-39 Albatros wurde von der tschechoslowakischen Firma Aero in den 1960er Jahren als leistungsstarker Strahltrainer entwickelt und als erstes Schulungsflugzeug mit einem Mantelstromtriebwerk – einem sowjetischen Iwtschenko AI-25TL – ausgerüstet, womit sie eine Höchstgeschwindigkeit von 750 km/h erreichte.

Die Jets wurden übrigens nicht als eine Art Hochgeschwindigkeits-Verkehrsmittel für den Vorstand erworben – sie bildeten das ursprüngliche Breitling Jet Team, eine Kunstflugstaffel, die bei Flugschauen auf der ganzen Welt auftrat. Diese hat ihre Basis im französischen Dijon, verfügt mittlerweile über sieben Jets und ist damit die größte zivile Kunstflugstaffel Europas sowie die erste weltweit. Sie besteht in der einen oder anderen Form seit 1982, wurde fünfmal von einem Sponsor zum nächsten weitergereicht und fand bei Breitling siebzehn Jahre lang ein Zuhause.

Hohe Geschwindigkeit bringt jedoch große Gefahr mit sich. Im Jahr 2012 zwang ein Triebwerksausfall den Piloten Bernard Charbonnel und den Techniker Raphael Savoye, sich mit dem Schleudersitz zu retten, nachdem sie das Flugzeug sicher in Richtung eines leeren Feldes umgelenkt hatten. Die Maschine war verloren, aber Charbonnels ruhiges Verhalten und seine Geistesgegenwart bewahrten die beiden vor Schaden.

Leider lief der Breitling-Vertrag mit der Staffel im Jahr 2019 aus und wurde nicht verlängert. Das Team macht als Apache Aviation weiter, bietet Schulungs- sowie Flugerfahrungsflüge an und hofft, einen Sponsor zu finden, um seine Arbeit als Kunstflugstaffel fortsetzen zu können.

Zum Ende der „Im Fokus“-Woche über Breitling freuen wir uns auf das, was nächste Woche bevorsteht. Haben Sie, nachdem Breitling als Nummer sechs vertreten war, eine Idee, was die fünftbeliebteste Marke sein könnte? Seien Sie unbedingt hier auf watchfinder.com und auf unserem Instagram-Kanal dabei, um es zu erfahren … Es sei denn, Sie sind der alte Johannes.

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